Parameter
Bedeutung der einzelnen Analysenwerte
Standard Analyse-Parameter:
Makroskopische Beurteilung:
Volumen
Der flüssige Hauptanteil des Ejakulats (>90%), das sogenannte Seminalplasma, wird von verschiedenen Drüsen - darunter Prostata, Bläschendrüsen und Cowper-Drüsen - entlang des Samen- und Harnleiters produziert. Ein vermindertes Ejakulatvolumen kann auf Funktionsstörungen dieser Drüsen hinweisen. Darüber hinaus ist das Volumen wichtig, um die Gesamtzahl der Spermien im Ejakulat berechnen zu können
pH Wert
Der pH-Wert des Ejakulats wird durch das saure Prostatasekret und das alkalische Sekret der Bläschendrüsen beeinflusst. Ein pH-Wert unter 7,2 kann auf eine Funktionsstörung der Samenblasen hindeuten, aber auch auf eine Verunreinigung des Ejakulats mit Urin oder Infektion der Fortpflanzungsorgane schließen lassen.
Verflüssigungszeit
Enzyme, die in der Prostata gebildet werden, sorgen dafür, dass das Ejakulat normalerweise innerhalb weniger Minuten verflüssigt wird. Um diesen Prozess zu unterstützen, wird die Ejakulatprobe bei 37°C inkubiert. Erst nach der Verflüssigung können sich die Spermien uneingeschränkt bewegen.
Färbung
Das verflüssigte Ejakulat weist ein homogenes, grau-opales Erscheinungsbild auf. Eine rote Verfärbung kann hingegen auf das Vorhandensein von roten Blutkörperchen hindeuten, während eine gelbliche Verfärbung auf Gelbsucht, eine Infektion, oder die Einnahme von Vitaminen oder bestimmten Medikamenten/Substanzen zurückzuführen sein kann.
Mikroskopische Beurteilung:
Konzentration und Gesamtzahl
Die Spermienkonzentration, also die Anzahl der Spermien pro Milliliter Ejakulat, ist einer der entscheidenden Parameter zur Beurteilung der männlichen Fruchtbarkeit. Die Gesamtzahl der Spermien im Ejakulat wird durch Multiplikation der Konzentration mit dem Volumen berechnet. Liegt die Konzentration oder Gesamtzahl unter dem Referenzwert, spricht man von Oligozoospermie (aus dem Griechischen: "oligo" = wenig). Werden im Ejakulat gar keine Spermien nachgewiesen, wird dies als Azoospermie diagnostiziert (aus dem Lateinischen: "a" = ohne).
Motilität
Die Motilität der Spermien (=Beweglichkeit der Samenzellen) ist ein weiteres zentrales Kriterium zur Beurteilung der Samenqualität. Die Beweglichkeit wird in vier Klassen unterteilt: a) progressiv (zielgerichtet) schnell beweglich (mehr als 25 Mikrometer pro Sekunde), b) progressiv langsam beweglich (weniger als 25 Mikrometer pro Sekunde), c) ortsbeweglich (ohne zielgerichtete Fortbewegung) und d) immotil (unbeweglich). Zur Beurteilung werden die prozentualen Anteile dieser Klassen zusammengefasst: Die progressive Motilität ergibt sich aus den Klassen a+b, während die Gesamtmotilität aus a+b+c berechnet wird. Liegt der Wert unter dem Referenzbereich, spricht man von Asthenozoospermie (aus dem Griechischen: "astheno" = schwach).
Vitalität
Bei der Vitalitätsmessung wird der Anteil lebender und toter Spermien ermittelt. Dieser Parameter ist besonders aufschlussreich, wenn viele unbewegliche (immotile) Spermien im Ejakulat vorliegen. Er zeigt, ob diese unbeweglichen Spermien tatsächlich tot sind. Werden viele lebende, aber unbewegliche Spermien festgestellt, könnte dies auf eine Funktionsstörung des Spermienschwanzes hindeuten.
Morphologie
Bei dieser Analyse wird das Aussehen bzw. die Form der Spermien bewertet. Dabei wird der Anteil ideal geformter (auch "normal" genannter) Spermien ermittelt, die in der Lage sind, eine Eizelle zu befruchten. Aufgrund der hohen Spermienproduktion des Hodens liegt der Anteil normal geformter Spermien meist unter 30%. Wenn der Anteil unter dem Referenzwert liegt, spricht man von Teratozoospermie (aus dem Griechischen: "téras" = Monster). Dies kann auf eine Erkrankung des Hodens oder Nebenhodens hindeuten.
Rundzellen und Leukozyten
Neben den Spermien können im Ejakulat auch andere Zellen, sogenannte Rundzellen, nachgewiesen werden. Diese umfassen Leukozyten und unreife Keimzellen (Spermien-bildende Zellen). Ähnlich wie bei den Spermien wird die Konzentration der Rundzellen gemessen. Um Leukozyten von Spermiogenesezellen zu unterscheiden, werden Leukozyten mittels einer biochemischen Reaktion angefärbt. Eine erhöhte Leukozytenkonzentration, auch als Leukospermie bezeichnet, kann auf eine Infektion hinweisen, insbesondere wenn gleichzeitig eine hohe Anzahl von Bakterien im Ejakulat oder eine erhöhter sORP Wert (siehe unten) festgestellt wird.
Erweiterte Analyse-Parameter
(müssen vom/von der zuweisenden Ärztin/Arzt zusätzlich angefordert werden)
Bakteriologie
Um Infektionen der Fortpflanzungsorgane auszuschließen, werden die Ejakulatproben bakteriologisch untersucht. Zusätzlich bieten wir die Möglichkeit an, Infektionen mit Bakterien mittels einer genetischen Methode nachzuweisen. Diese Methode ist sensitiver und detektiert eine höhere Anzahl verschiedener Bakterienarten (pan-bakterielle PCR). Die Befundübermittlung dauert bis zur einer Woche.
MAR-Test
Der "Mixed Antiglobulin Reaction" (MAR) Test wird eingesetzt, um das Vorhandensein von Anti-Spermien-Antikörpern der Klassen IgA und IgG nachzuweisen. Dieser Test ist besonders wichtig, wenn Spermienagglutinationen (zusammenhaftende Spermien) beobachtet werden, da diese Antikörper die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigen und eine mögliche Ursache für Unfruchtbarkeit sein können.
DNA Fragmentierungsindex
Der DNA-Fragmentierungsindex (DFI) gibt den Prozentsatz der Spermien in einer Samenprobe an, deren DNA geschädigt bzw. fragmentiert ist. Diese Schäden können die Fähigkeit der Spermien, eine Eizelle erfolgreich zu befruchten und eine normale embryonale Entwicklung zu ermöglichen, erheblich beeinträchtigen. Ein hoher DFI-Wert bedeutet, dass ein höherer Anteil der Spermien DNA-Schäden aufweist, was auf eine verringerte Fruchtbarkeit hinweisen kann. Dies kann auch zu einer erhöhten Rate von Fehlgeburten oder Entwicklungsstörungen des Embryos führen. Ein niedriger DFI-Wert zeigt an, dass die meisten Spermien in der Probe intakte DNA besitzen, was die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung und gesunde Schwangerschaft erhöht.
Die Ursachen für eine DNA Fragmentierung können mannigfaltig sein und gehören im Einzelfall genauestens untersucht. Zum einen können freie Radikale, die durch Umweltfaktoren wie Rauchen, Umweltverschmutzung oder schlechte Ernährung verursacht werden, die DNA in den Spermien schädigen. Ebenso steigt mit zunehmendem Alter des Mannes das Risiko für DNA-Fragmentierung in den Spermien. Auch im Falle einer Infektion oder einer Varikozele (Krampfader) lässt sich ein erhöhter DFI Wert messen.
Fructose und neutrale alpha-Glucosidase
Der Zucker Fructose wird von den Bläschendrüsen dem Ejakulat hinzugefügt, während das Enzym neutrale alpha-Glucosidase von den Nebenhoden produziert wird. Die Bestimmung der Konzentration von Fructose und neutraler alpha-Glucosidase im Ejakulat ermöglicht eine Beurteilung der sekretorischen Funktion dieser Gewebe.
Fortgeschrittene Analyse-Parameter
(müssen vom/von der zuweisenden Ärztin/Arzt zusätzlich angefordert werden)
sORP
Reaktive Sauerstoffspezies (Reactive Oxygen Species, z.B. H₂O₂) können Biomoleküle schädigen, einschließlich des Spermien-Genoms (DNA). Dieser oxidative Stress wird durch Antioxidantien reguliert. Ein Ungleichgewicht zwischen reaktiven Sauerstoffspezies und Antioxidantien kann durch die Messung des Oxidations-Reduktions-Potentials (ORP) im Ejakulat festgestellt werden. Der gemessene Wert wird auf die Spermienkonzentration normalisiert, was als statisches Oxidations-Reduktions-Potential (sORP) bezeichnet wird. Diese erweiterte Messung ist dienlich in der Abschätzung der Fertilität, für die Beurteilung des Einflusses einer vorhandenen Varikozele oder Infektion, hat aber auch seine Bedeutung im Zusammenhang mit einer künstlichen Befruchtung. Ebenso kann diese Bestimmung in der Abschätzung des Therapieverlaufes weiterführende Informationen liefern.